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Energie & Management > Wirtschaft - Wasserstoff-Hochlauf nur mit KMU
Übergabe des Positionspapiers an Verkehrsminister Volker Wissing (FDP). Quelle: Franz Josef
Wirtschaft

Wasserstoff-Hochlauf nur mit KMU

Deutschland hat sich ehrgeizige Ziele zum H2-Hochlauf gesetzt. Kleine und mittlere Unternehmen werden jedoch bei der Förderung und der Infrastruktur vernachlässigt, moniert der BDWR.
Die Ziele der Regierung sind klar gesetzt. Um so gravierender tritt der zögerliche Ausbau der Wasserstoff-Wirtschaft auf deutschem Boden zutage, wie der Bund der Wasserstoffregionen − kurz BDWR − anmahnt. Mit Verweis auf eine Analyse der BBH Consult Group skizziert er die derzeitige Situation: Bis zum Jahr 2030 sei eine Installation von rund 20.000 MW an Elektrolyseleistung in Deutschland geplant. Dies sei zwar das Doppelte des Ziels, das die Nationale Wasserstoffstrategie vorsieht (mindestens 10.000 MW bis 2030), jedoch: Für nur etwa 630 MW davon wurde bislang eine finale Investitionsentscheidung (FID) getroffen. 

Diese Investitionsentscheidungen erfolgten zudem vornehmlich in Großindustrien, wie etwa Stahlwerke, die den Wasserstoff zur Dekarbonisierung ihres Eigenverbrauchs einsetzen wollen. Daraus folgert die Kompetenzplattform BDWR, dass ohne eine geeignete Förderarchitektur kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) und dem Verkehrsbereich eine Transformation nicht möglich sein wird. „Im schlimmsten Fall wird dadurch die Transformation ganzer Sektoren verschleppt, was wiederum in höheren Energiekosten sowie in höheren Kosten beim Emissionshandel, bei emissionsabhängigen Abgaben und in Strafzahlungen enden kann“, befürchtet die Plattform.

Der Bund der Wasserstoffregionen (BDWR)

Bei dem BDWR handelt es sich um eine Kompetenzplattform für die politischen Akteure regionaler Wasserstoffkonzepte. Es kommen (Ober-)Bürgermeister sowie Landräte von aktuell mehr als 30 Wasserstoffregionen und der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) zusammen, um aus den Erfahrungen regionaler Wasserstoff-Konzepte zu lernen und konkrete politische Ableitungen zu treffen. Zudem ist der Deutsche Landkreistag als kommunaler Spitzenverband unterstützend mit an Bord.
 
 
Um eine Entwicklung in diese Richtung aufzuhalten, hat der BDWR am 16. Mai das Positionspapier „H2 Regional“ vorgelegt und Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) überreicht. Darin fordert er eine spezielle Förderarchitektur für regionale Wasserstoff-Wirtschaften. Das Papier unterteilt sich in zwei Konzepte:
  • für Bereiche, in denen insbesondere Investitionskosten zum Tragen kommen. Hier nennt der BDWR vornehmlich den Verkehrssektor
  • für Bereiche, die sich vornehmlich durch laufende Betriebskosten auszeichnen, wie etwa die Wasserstoff-Erzeugung und die Bereitstellung von Prozesswärme.
Regionale Wirtschaftsakteure will die Plattform durch ihren Impuls dazu befähigen, in ihre Transformation zu investieren. Die regionale Erzeugung von Wasserstoff soll zu einer regionalen Wertschöpfung und zur Standortsicherung beitragen. Nebeneffekte wären eine höhere Resilienz des Gesamtsystems und ein geringerer Bedarf an Verdichteranlagen im Wasserstoff-Kernnetz. 
 
BDWR-Positionspapier „Anschub für die regionale Wasserstoffwirtschaft“
(zum Öffnen bitte auf das PDF klicken)
Quelle: BDWR

Gerald Linke, einer der Sprecher des BDWR und Vorstandsvorsitzender des DVGW, betont: „Der Hochlauf der Wasserstoff-Wirtschaft in Deutschland kann nur gelingen, wenn er regional stattfindet.“ Rund 1.800 Unternehmen seien an das Gasverteilnetz angeschlossen. Die technischen Voraussetzungen, darüber künftig Wasserstoff etwa als Prozessenergie für Hochtemperatur-Prozesse zu beziehen, seien bereits verfügbar und definiert, so Linke mit Verweis auf das DVGW-Regelwerk. „Jetzt benötigen diese Unternehmen dringend eine für sie maßgeschneiderte Förderkulisse. Der Bund der Wasserstoffregionen hat mit ‚H2 Regional‘ hierfür einen geeigneten Vorschlag entwickelt und steht als Partner für die ressortübergreifende Diskussion mit der Bundesregierung bereit“, so Linke. 

KMU als Rückgrat der deutschen Wirtschaft

Der BDWR betont den großen Handlungsdruck im Verkehrssektor: Hier habe die Bundesregierung einige Vorgaben gesetzt. Beispielhaft nennt die Plattform das Gesetz über die Beschaffung sauberer Straßenfahrzeuge, die CO2-Maut und die EU-Flottenverordnung. Die Regierung habe damit die Anschaffung einer großen Anzahl an Brennstoffzellen-Bussen und -Nutzfahrzeugen forciert: Bis 2025 müssen pro Jahr etwa 950 und ab 2026 jährlich bis zu 1.350 emissionsfreie Busse im öffentlichen Nahverkehr beschafft werden, rechnet die Plattform vor. Diese Investition würden häufig von kommunalen Unternehmen mitgetragen. 

Auch in der Industrie seien kleine und mittlere Unternehmen nicht zu vergessen. So legt die Nationale Wasserstoffstrategie einen Schwerpunkt auf die Chemie- und Stahlherstellung. Mit etwa 52 Prozent der Beschäftigten und etwa 33 Prozent des gesamten deutschen Umsatzes stellen jedoch die KMU das Rückgrat der deutschen Wirtschaft, wie der BDWR betont. Diese müssten bei der Dekarbonisierung der Prozesswärme mit Wasserstoff unterstützt werden − sowohl finanziell als auch bei der Bereitstellung der Wasserstoff-Infrastruktur auf Verteilnetz-Ebene. 

Das vierseitige Positionspapier „Anschub für die regionale Wasserstoffwirtschaft“ stellt der Bund der Wasserstoffregionen auf der Internetseite des DVGW zum Download bereit.

Freitag, 17.05.2024, 12:51 Uhr
Davina Spohn
Energie & Management > Wirtschaft - Wasserstoff-Hochlauf nur mit KMU
Übergabe des Positionspapiers an Verkehrsminister Volker Wissing (FDP). Quelle: Franz Josef
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Wasserstoff-Hochlauf nur mit KMU
Deutschland hat sich ehrgeizige Ziele zum H2-Hochlauf gesetzt. Kleine und mittlere Unternehmen werden jedoch bei der Förderung und der Infrastruktur vernachlässigt, moniert der BDWR.
Die Ziele der Regierung sind klar gesetzt. Um so gravierender tritt der zögerliche Ausbau der Wasserstoff-Wirtschaft auf deutschem Boden zutage, wie der Bund der Wasserstoffregionen − kurz BDWR − anmahnt. Mit Verweis auf eine Analyse der BBH Consult Group skizziert er die derzeitige Situation: Bis zum Jahr 2030 sei eine Installation von rund 20.000 MW an Elektrolyseleistung in Deutschland geplant. Dies sei zwar das Doppelte des Ziels, das die Nationale Wasserstoffstrategie vorsieht (mindestens 10.000 MW bis 2030), jedoch: Für nur etwa 630 MW davon wurde bislang eine finale Investitionsentscheidung (FID) getroffen. 

Diese Investitionsentscheidungen erfolgten zudem vornehmlich in Großindustrien, wie etwa Stahlwerke, die den Wasserstoff zur Dekarbonisierung ihres Eigenverbrauchs einsetzen wollen. Daraus folgert die Kompetenzplattform BDWR, dass ohne eine geeignete Förderarchitektur kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) und dem Verkehrsbereich eine Transformation nicht möglich sein wird. „Im schlimmsten Fall wird dadurch die Transformation ganzer Sektoren verschleppt, was wiederum in höheren Energiekosten sowie in höheren Kosten beim Emissionshandel, bei emissionsabhängigen Abgaben und in Strafzahlungen enden kann“, befürchtet die Plattform.

Der Bund der Wasserstoffregionen (BDWR)

Bei dem BDWR handelt es sich um eine Kompetenzplattform für die politischen Akteure regionaler Wasserstoffkonzepte. Es kommen (Ober-)Bürgermeister sowie Landräte von aktuell mehr als 30 Wasserstoffregionen und der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) zusammen, um aus den Erfahrungen regionaler Wasserstoff-Konzepte zu lernen und konkrete politische Ableitungen zu treffen. Zudem ist der Deutsche Landkreistag als kommunaler Spitzenverband unterstützend mit an Bord.
 
 
Um eine Entwicklung in diese Richtung aufzuhalten, hat der BDWR am 16. Mai das Positionspapier „H2 Regional“ vorgelegt und Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) überreicht. Darin fordert er eine spezielle Förderarchitektur für regionale Wasserstoff-Wirtschaften. Das Papier unterteilt sich in zwei Konzepte:
  • für Bereiche, in denen insbesondere Investitionskosten zum Tragen kommen. Hier nennt der BDWR vornehmlich den Verkehrssektor
  • für Bereiche, die sich vornehmlich durch laufende Betriebskosten auszeichnen, wie etwa die Wasserstoff-Erzeugung und die Bereitstellung von Prozesswärme.
Regionale Wirtschaftsakteure will die Plattform durch ihren Impuls dazu befähigen, in ihre Transformation zu investieren. Die regionale Erzeugung von Wasserstoff soll zu einer regionalen Wertschöpfung und zur Standortsicherung beitragen. Nebeneffekte wären eine höhere Resilienz des Gesamtsystems und ein geringerer Bedarf an Verdichteranlagen im Wasserstoff-Kernnetz. 
 
BDWR-Positionspapier „Anschub für die regionale Wasserstoffwirtschaft“
(zum Öffnen bitte auf das PDF klicken)
Quelle: BDWR

Gerald Linke, einer der Sprecher des BDWR und Vorstandsvorsitzender des DVGW, betont: „Der Hochlauf der Wasserstoff-Wirtschaft in Deutschland kann nur gelingen, wenn er regional stattfindet.“ Rund 1.800 Unternehmen seien an das Gasverteilnetz angeschlossen. Die technischen Voraussetzungen, darüber künftig Wasserstoff etwa als Prozessenergie für Hochtemperatur-Prozesse zu beziehen, seien bereits verfügbar und definiert, so Linke mit Verweis auf das DVGW-Regelwerk. „Jetzt benötigen diese Unternehmen dringend eine für sie maßgeschneiderte Förderkulisse. Der Bund der Wasserstoffregionen hat mit ‚H2 Regional‘ hierfür einen geeigneten Vorschlag entwickelt und steht als Partner für die ressortübergreifende Diskussion mit der Bundesregierung bereit“, so Linke. 

KMU als Rückgrat der deutschen Wirtschaft

Der BDWR betont den großen Handlungsdruck im Verkehrssektor: Hier habe die Bundesregierung einige Vorgaben gesetzt. Beispielhaft nennt die Plattform das Gesetz über die Beschaffung sauberer Straßenfahrzeuge, die CO2-Maut und die EU-Flottenverordnung. Die Regierung habe damit die Anschaffung einer großen Anzahl an Brennstoffzellen-Bussen und -Nutzfahrzeugen forciert: Bis 2025 müssen pro Jahr etwa 950 und ab 2026 jährlich bis zu 1.350 emissionsfreie Busse im öffentlichen Nahverkehr beschafft werden, rechnet die Plattform vor. Diese Investition würden häufig von kommunalen Unternehmen mitgetragen. 

Auch in der Industrie seien kleine und mittlere Unternehmen nicht zu vergessen. So legt die Nationale Wasserstoffstrategie einen Schwerpunkt auf die Chemie- und Stahlherstellung. Mit etwa 52 Prozent der Beschäftigten und etwa 33 Prozent des gesamten deutschen Umsatzes stellen jedoch die KMU das Rückgrat der deutschen Wirtschaft, wie der BDWR betont. Diese müssten bei der Dekarbonisierung der Prozesswärme mit Wasserstoff unterstützt werden − sowohl finanziell als auch bei der Bereitstellung der Wasserstoff-Infrastruktur auf Verteilnetz-Ebene. 

Das vierseitige Positionspapier „Anschub für die regionale Wasserstoffwirtschaft“ stellt der Bund der Wasserstoffregionen auf der Internetseite des DVGW zum Download bereit.

Freitag, 17.05.2024, 12:51 Uhr
Davina Spohn

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